Toskana - Träume im Land der Zypressen


Wo sonst, als in der Toskana befinden sich Kunst und Jahrtausende alte Kultur in so harmonischem Einklang mit der Natur - die zauberhaften Hügel und Täler um Sant´Antimo, die Weinberge bei Montepulciano und die Felder von wildem Mohn bei San Gimignano. Hier ist die Wiege der Renaissance, der Wirkungskreis von Michelangelo, Botticelli und Boccaccio, hier schuf das Geld der Medici großartige Kunst, die bis heute die Zeit überdauerte. Neben Geschichte und Kultur sind es vor allem auch das gesegnete Klima, der Wein und die Küche, die den Besucher in diese Landschaft locken. Mit meisterhaften Bildern und informativem Text zeigen Martin Schulte-Kellinghaus und Erich Spiegelhalter in ihrer Multivisionsschau die Toskana in ihren vielfältigen Facetten, den Städten und Landschaften, von Florenz bis zur Maremma und von Pisa bis zum Chianti.

Die Reise beginnt im äußersten Nordosten der Toskana, in den fast 2.000 Meter hohen Bergen der Apuanischen Alpen. Dort wird seit der Römerzeit der weltberühmte Carrara-Marmor abgebaut. Kleine Straßen führen durch die engen Täler ganz hoch hinauf, dort sind in die steilen Berghänge zahlreiche Steinbrüche getrieben worden. Für den Außenstehenden herrscht hier eine chaotische Goldgräberstimmung, und die Arbeiter leisten auch heute noch eine brutale Knochenarbeit.

Zwischen den weltberühmten Kunstzentren Pisa und Florenz liegt die idyllische Kleinstadt Lucca. Die Altstadt ist vollständig von Wällen umgeben, sie hat den Charakter einer altmodischen Provinzstadt bewahrt, wie keine andere toskanische Stadt. Viele wunderbare alte Geschäfte und Cafés laden zum Stadtbummel ein, in den Trattorien wird ein vorzügliches Essen angeboten. Und durch die engen Gassen fährt jeder Lucceser nur mit dem Fahrrad!

Im Südosten der Toskana liegen die Colline Metallifere. In den dichten Wäldern dieser Metallhügel lebten früher Hexen, mysteriöse Wildschweine und Riesenschlangen. In einem einsamen Tal liegt heute die schönste Ruine der Toskana: San Galgano. In der verfallenen Zisterzienserabtei wächst das Gras und der Himmel gibt das Licht dazu. Der Bergbau in dieser Region machte schon vor 2.500 Jahren die Etrusker reich. Sie gründeten auf einem exponierten Bergrücken in 550 Metern Höhe die Stadt Velathri, die Stadt des Windes. In die geheimnisvolle Kultur der Etrusker bekommt man heute in dem bedeutendsten Provinzmuseum Italiens einen faszinierenden Einblick. Wenn der Wind über die mittelalterliche Piazza von Volterra pfeift, scheint diese Bergstadt ein wenig der Welt entrückt. Der Blick kann von hier oben weit über die karge Umgebung schweifen, über ausgedehnte Getreidefelder und Schafweiden.

Der überwiegende Teil der toskanischen Landschaft ist Hügelland, ein Kunstwerk, welches wie von Landschaftsarchitekten geschaffen scheint. Getreidefelder, Olivenhaine und Weinberge werden von regelmäßigen Zypressenreihen unterbrochen, auf den Hügelkuppen liegen die Bauernhöfe. Inmitten dieser Bilderbuchlandschaft liegt einer der schönsten Orte der Toskana: San Gimignano hat ein geschlossenes mittelalterliches Stadtbild, mit Stadtmauer, malerischen Plätzen und 15 Geschlechtertürmen, die aus den engen Gassen herausragen und die berühmte Silhouette formen.

Auch das Stadtbild von Siena aus dem 13. und 14. Jahrhundert ist beeindruckend schön: braune Backsteinhäuser, hohe Palazzi, enge Gassen - und über dem ganzen der exotisch wirkende schwarzweiß gestreifte Dom. Zu Recht sind die Sienesen stolz auf die Stadt und ihre Tradition. Das ganze Jahr lebt Siena von und mit dem Palio, das vitalste unter den vielen italienischen Ortsfesten. Auf dem schönsten Platz der Welt, der Piazza del Campo, wird am 2. Juli und am 16. August ein Pferderennen ausgetragen, bei dem 17 Contraden, die historischen Stadtteile Sienas, gegeneinander kämpfen. Ein kompliziertes Geflecht von Regeln bestimmt das tagelange und uralte Ritual, von der Auslosung der 10 teilnehmenden Contraden, der Zuteilung der Pferde, dem Engagement der Jockeys, bis zu den geheimen Absprachen und Bestechungen zwischen den befreundeten und verfeindeten Contraden. Am Tag des großen Ereignisses wird jedes Pferd in der Stadtteilkirche gesegnet, ein großer Umzug in historischen Kostümen eröffnet das Fest. Unter den Zuschauern, die auf sündhaft teuren Tribünenplätzen zusammengepfercht sind, wächst die Spannung fast ins Unerträgliche. Beim eigentlichen Rennen jagen die Reiter drei mal um die Piazza - nach 100 Sekunden ist alles vorbei. Danach geraten alle in Ekstase - die einen, weil sie gewonnen haben, die anderen, weil sie verloren haben, wieder andere, weil der Erzfeind gewonnen oder die Freundes-Contrada verloren hat. Triumphzüge mit einem Meer von Fahnen ziehen durch die Stadt, und überall fließen Freuden- und Schmerzenstränen