Kuba zwischen Traum und Wirklichkeit
Live-Reportage von Tobias Hauser


»Marcel Proust schrieb einmal, die wahre Entdeckungsreise bestehe nicht darin, neue Landschaften aufzusuchen, sondern neue Augen zu haben. Tobias Hausers Bilderreise durch Kuba ist eine wahre Entdeckungsreise im Sinne von Proust, weil das Auge seiner Kamera sich verändert hat und weil sein Blick der Blick eines Kubaners ist. Dass es einem Fremden gelungen ist, diese Aura des Kubanischen zu fühlen und in seinen Bildern einzu-fangen, ist eine ungewöhnliche künstlerische Leistung, die Tobias uns Kubanern und der Welt geschenkt hat.« (Der international renommierte kubanische Filmregisseur Fernando Pérez über den Frei-burger Fotojournalisten Tobias Hauser)

Alle lieben Kuba. Das war nicht immer so. Aber seit sich der tropische Inselstaat auch der nichtsozialistischen Welt öffnete, kommen Prominente wie Papst Franziskus, US-Prä¬si-dent Barack Obama, die Rolling Stones und Karl Lagerfeld nach Kuba, und Reisende aus aller Welt folgen ihnen. Doch um wirklich zu verstehen, in welch tiefgreifendem Wandel sich das Land gerade befindet, genügt keine kurze Stippvisite. Dafür braucht es jemanden wie Tobias Hauser, dem »der Blick eines Kubaners« attestiert wird: Nur wenige Fotojournalisten sind mit Kuba so vertraut wie Tobias Hauser. Seit bald 20 Jahren be-sucht er die Karibikinsel regelmäßig. Längst ist er fest mit ihr verbunden, kennt sie fast besser als seine Heimat Freiburg im Breisgau. Doch Kuba ist voller Überraschungen, gerade in Zeiten des Wandels, und so lässt er sich immer wieder aufs Neue von seinem verlässlichen Gespür für gute Geschichten und spannende Begegnungen durch das Land treiben, stets nah an den Menschen, die ihn mit ungewöhnlichen Erzählungen aus ihrem Leben beschenken.

Tobias Hauser spricht mit alten Revolutionären über die globalisierte Welt, mit der Ju-gend über ihre Zukunftsträume und mit alleinerziehenden Müttern über den Wandel der Familienstrukturen. Er sucht nach Veränderungen. Was ist aus dem sozialistischen Traum geworden?

Seit über 60 Jahren versuchen die Kubaner, eine Utopie zu leben, deren Scheitern viele Gesichter hat: Leere Geschäfte, brachliegende Felder, fehlende Freiheiten, Unrecht. Seit Fidel Castro hinter den Vorhang der politischen Bühne getreten ist, keimt die Hoffnung auf Verbesserungen. Doch welche Möglichkeiten bieten die zarten Samen der freien Marktwirtschaft, die inzwischen zaghaft zu sprießen beginnen?

Immer noch beschwören viele Kubaner brav die Revolution. Sie sind stolz auf ihr Land, das mit keinem anderen Staat der Welt vergleichbar ist. Die jahrzehntelange Mangelwirt-schaft hat ihre Kreativität beflügelt, sie zusammengeschweißt und ihnen nie den Opti-mismus geraubt. Doch die sozialistische Planwirtschaft kann das Land immer weniger mit Jobs versorgen, die Nahrungsmittelproduktion auf der Insel geht stetig zurück, die Schuldenberge steigen. Deshalb plant man, jedes Jahr 200.000 Staatsdiener zu entlas-sen und stattdessen die Privatwirtschaft zu stimulieren. Tobias Hauser macht sich auf die Suche nach den neuen Selbstständigen: 180 Berufe hat der Staat zum privatwirtschaftli-chen Arbeiten freigegeben – eine lang ersehnte Chance und ein großes Abenteuer für viele Kubaner.

Tobias Hausers Live-Reportage »Kuba – zwischen Traum und Wirklichkeit« gewährt sel-tene Einblicke in die Lebensrealität der Menschen, wie sie die meisten Außenstehenden noch nicht gesehen haben: authentisch, lebensnah und aktuell, voller Romantik und Nostalgie, mitreißender Musik und Humor. Er nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch das ganze Land – von Havanna, der faszinierend facettenreichen Hauptstadt der Republik Kuba, bis in die entlegensten Regionen im Osten der Insel, in die sich nur sel-ten ein Reisender verirrt. Auch Kubas Natur fängt Hauser mit seiner Kamera ein. Beson-ders die schöne Gebirgsregion Sierra Maestra ist voller Reize, und zudem war sie der Schauplatz des Beginns einer einzigartigen Geschichte.

Die unvergleichlichen Eindrücke seiner vielen Kubareisen hat Hauser mit einem an Car-tier Bresson erinnernden Sinn für den richtigen Augenblick festgehalten. Das Erstaunli-che sind vor allem seine in dieser Intensität seltenen Menschenporträts. In seinen Auf-nahmen wird sichtbar, was Kubas Magie wesentlich ausmacht: Es ist die „Magie der Ge-lassenheit und unbändigen Lebensfreude“, die viele Kubaner auch in den ungewissen Zeiten des Wandels fröhlich und zuversichtlich, stark und hoffnungsvoll bleiben lässt.